mal was Anderes

Da in letzter Zeit leider wenig berichtenswertes passiert ist und dank der bald anstehenden Klausuren so schnell auch nicht viel passieren wird, will ich etwas über meinen Alltag und ein paar Kuriositäten schreiben.
Heute war mal wieder ein ganz normaler „Arbeitstag“ für mich. Das heißt, dass ich um kurz vor neun in die mit der U-Bahn 30 min. entfernte Firma, bei der ich derzeit noch meine Studienarbeit mache, gefahren bin. Angekommen wollte ich planmäßig meine am Montag begonnene arbeit fortsetzen (ich bin nur an drei Tagen pro Woche, also Montags, Donnerstags und Freitags bei Binex), da kam auch schon Dr. Ahn, mein direkter Vorgesetzter zu mir und fragte mich was ich denn eigentlich da gemacht habe (für einen Mist). Vielleicht muss ich vorher sagen, dass ich mich sehr gut mit ihm verstehe und auch trotz des in Korea sehr wichtigen Unterschiedes zwischen Vorgesetzten und allem darunter gut mit ihm reden kann. Bisher hat er auch immer meine Versuche geplant, worüber ich aber nicht wirklich immer glücklich war (wenn Koreaner ein Problem sehen stürzen sie sofort ohne scheinbar lange nachzudenken darauf los und werkeln so lange rum bis irgendwas raus kommt). Jedenfalls durfte ich ihm dann den Sinn des Versuches, also das was er mir letzten Montag noch „vorgeschlagen“ hatte, erklären. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig negativ, so ist es aber gar nicht gemeint. Auch wenn die Arbeit bei Binex für mich teilweise recht chaotisch war, denke ich doch dass ich einiges gelernt habe und die Mitarbeiter waren auch immer ausgesprochen freundlich zu mir.
Nach dem Mittagessen, das wir uns, wie auch einige Studenten in der Uni, haben liefern lassen (gegessen wird gemeinsam an dem einzigen nicht zum Labor gehörigen freien Tisch- wir sind insgesamt 8 Mann in dem Institut), bin ich zur nahe gelegenen Pukyong Universität gefahren. Wir haben in unserem Labor leider keinen Sonicator, daher packe ich meine Proben immer schön in Eis ein und fahre dann mit dem Taxi (wo ich leider auch schon mal eine Probe verloren habe, da der Taxifahrer zu ruckartig angefahren ist) oder laufe zu Fuß mit dem Eiskübel in der Hand zur Uni und behandle dort alles mit Ultraschall. Auf dem Rückweg bin ich an einem Stand vorbei gekommen, an dem eine der Parteien sich für die bald anstehenden Wahlen präsentiert hat. Das läuft hier folgendermaßen (durfte ich in gleicher Form auch schon bei den Uni-internen Wahlen beobachten): es wird viel moderne Musik gespielt, eine Gruppe Menschen tanzt dazu (hier waren es Frauen im besten Alter) und irgendwo steht ein besser angezogener Mensch mit einer Schärpe, der auch ab und zu tanzt. Das ist dann der Kandidat, oder der Chef der Truppe... und irgendwo ist auch noch ein Plakat auf dem man den Namen des zu wählenden und der Partei sehen kann. Wer Infos will muss wo anders hin...
100m weiter weg hab ich gesehen, wie eine Straße neu zementiert wurde. Das heißt über eine bestehende alte wurde eine weitere neue Schicht gelegt.
Aber auch erstmal nur auf einer Seite, so dass man in der Mitte der Straße die wachsenden Schichten begutachten konnte. Abgesperrt war es auch nicht, das heißt ich bin mitten hindurch, wie auch einige Autos. Das ist auch der Grund dafür, dass viele Straßen hier Fußabdrücke, Reifenspuren oder ähnliches aufweisen. Die Marktfrauen am Straßenrand 10m weiter haben sich von dem Gestank auch nicht beeindrucken lassen.
Und kurz bevor ich ankam bin ich noch an einem der Läden, in denen man seinen kleinen (etwas anderes gibt es hier kaum) Hund abgeben und frisieren lassen konnte vorbei gekommen. Die sahen auch wirklich alle sehr niedlich in ihren Klamotten aus... auch wenn ich bezweifle, dass sie sich wirklich wohl gefühlt haben.
Schließlich konnte ich mehr oder weniger effektiv weiter arbeiten und bin schon gegen 6 fertig gewesen. Das ist nämlich so ein anderer Punkt, weshalb ich niemals in Korea arbeiten wollen würde, so gut es mir hier auch gefällt.
Es ist normal bis 7 oder 8 in der Arbeit zu bleiben. Zuerst geht der Chef, nach dem gemeinsamen Abendessen, und später dürfen dann alle anderen gehen. Ich weiß nicht ob es in den Arbeitsverträgen drin steht, oder ob es einfach nur zum guten Ton gehört, jedenfalls bleiben auch am Freitag alle konsequent bis 7 im Büro. Auch wenn offenkundig nichts mehr zu tun ist und alle nur noch vor den Computern sitzen.

So, ich glaube der Eintrag war lang genug... beim nächsten Mal gibt es was zu den koreanischen Männer (uiuiui), etwas dazu wie jede Bekanntschaft beginnt und zu der Flaggenhäufigkeit (sehr interessant, gerade für Deutsche =)

Wochenendausflug

Shaun, der Freund eines Freundes des auch hier studierenden Finnen Antti, hatte uns vor einer Woche unerwartet angekündigt mit uns einen Ausflug machen zu wollen, obwohl wir ihn noch nie gesehen hatten. Er hatte wohl schon die alten deutschen kennen gelernt und sich gut mit ihnen verstanden und wollte uns nun ein wenig Korea zeigen. Wir haben uns also am Montag mit ihm in einer Bar in der Nähe unserer Uni getroffen und alles besprochen. Da es eine traditionelle Bar war gab es zu dem Bambusschnaps auch etwas zu essen... unter anderem Seidenraupen... die Fotos die an diesem Abend entstanden sind könnt ihr auf Tabeas Seite sehen.
Am Samstag ging es dann los... Stephie, Ilka, Tabea und ich sind in Shauns Auto (bzw. in dem seines Onkels) gefahren und Sebastian, Antti und Kathrin waren in Dea-Soks (der Freund von Antti- etwas kompliziert, ich weiß) Auto zusammen mit seiner Freundin Ju-Ni.
Direkt nach dem wir in Shauns Auto eingestiegen waren kam von ihm die Anmerkung "hey guys, take care" er sei wohl kein gute Autofahrer (aaah... und worauf soll ich jetzt genau aufpassen??)... aber außer ein paar mal absaufen ("oh shit") und dem überqueren von roten Ampeln ("take care"), was hier normal ist und eher den Verkehrsfluss behindern würde täte man es nicht, haben wir die 3 Stunden Autofahrt ohne Probleme überstanden.
In Geoje Island angekommen haben wir ein "Museum" auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers für Nordkoreanische Soldaten besichtigt, durch das die Insel später berühmt geworden ist. In diesen Lagern gab es später heftige Kämpfe zwischen den Inhaftierten, da einige sich zur Demokratie bekannten und andere dem Kommunismus treu blieben. Wirklich viele Informationen konnte ich dem ganzen leider nicht entnehmen, das das Museum eher etwas von einem Abenteuerspielplatz hatte, mit einem Rundgang bei dem man durch vielen kleinen Häuschen in Form von Helmen oder Bunkern geleitet wurde und in denen dann je eine Szene nachgestellt war die in 2 bis 3 Tafeln mit kaum Informationen beschrieben wurde. Als Highlite konnte man das Nachgebaute Lager betreten und sich auf dem Donnerbalken oder hinter einem Stacheldrahtzaun fotografieren lassen.
Danach ging es dann weiter zum Einkaufen und schließlich zu unserer Pension, wo wir schnell unsere Sachen auspackten und mit knurrenden Mägen raus zum Grillen gestürmt sind.
Trotz des feucht fröhlichen Abends sind wir am Morgen doch recht früh raus gekommen und haben eine Bootstour zu einer kleinen vorgelegten Insel Oedo gemacht. Diese ist eigentlich im Privatbesitz wurde aber von dem Ehepaar seit 1960 zu einem schönen "tropischen" Botanischem Garten ausgebaut und konnte gegen Bezahlung besichtigt werden. Und es hat sich wirklich gelohnt!
Nach zwei Stunden ging es dann zurück nach Busan, wobei wir dank des wohl gewöhnlichen Superstaus 5 Stunden gebraucht haben.

Hochzeit am 3. November


Die Schwester eines koreanischen Freundes hat heute ihren langjährigen Freund geheiratet und wir wurden zu der Feier eingeladen.
Wir hatten schon eher mitbekommen, dass es für Koreaner selbstverständlich ist spätestens mit mitte dreißig zu heiraten. Wer bis dahin noch keinen Partner gefunden hat, wird spätestens dann professionelle Heiratsvermittler konsultieren. Da es daher viele Hochzeiten gibt, gerade an bestimmten Tagen an denen Ehen, wie von Hellsehern vorherbestimmt, gelingen sollen, war es keine Überraschung dass die Trauung in dem größten Messekomplex Busans stattfand.
Das Gebäude hatte von außen etwas von einem Flughafen und die Räume, die man sich extra für die Trauungen mieten konnte hatten auch wenig mit unserer Vorstellung von Kirche/Standesamt oder ähnlichem zu tun. Dabei waren sie alles in allem. Viele Paare melden sich nicht offiziell als verheiratet an, bis dann das erste Kind kommt. Und die Zeremonie hat auch kein echter Pfarrer, sondern nur ein Angestellter des Hauses, durchgeführt, obwohl das Paar christlich ist.
Die Dekoration hat mir dafür wieder gefallen... sehr kitschig... auf einer riesigen Leinwand lief ununterbrochen eine Diashow mit zuvor aufwendig aufgenommenen Fotos des Paares und über die Brautleute blubberten die ganze Zeit fröhlich Seifenblasen hinweg.
Auf der einen Seite des Raumes, der insgesamt ca 300 Leute beherbergte, saßen die Freunde und Familie des Bräutigams auf der anderen Seite die der Braut. Die Zeremonie war dann nach einer halben Stunde vorüber, woraufhin ein Großteil der Gäste, die keine Fotos mehr machen wollten, aufgesprungen sind und in den Nachbarraum sich am Buffet erfreut haben. Nach dem schnellen Essen sind dann auch alle wieder schnell verschwunden ohne das Paar, das während dessen noch eine traditionelle Hochzeit im Kreise der Familie feierte, noch einmal gesehen zu haben. Das ist aufgrund der knappen Zeit (gerade mal zwei Stunden) die die Räume einem Paar zur Verfügung stehen verständlich, aber dennoch sehr traurig, gerade wenn man anderes gewohnt ist.